Wandsbeker Kindermusiktheater St. Stephan
Rezension "Das Kalte Herz" Uraufführung
Badische Neueste Nachrichten, Mo. 4. Februar 2008, S. 20
Großartige Uraufführung
Die Hotels waren excellent, die Landschaften beeindruckend - aber alles war öde und langweilig. Nichts, aber auch gar nichts hat mich wirklich angerührt, klagt Peter Munk, der eben von einer Weltreise zurückgekehrt ist, mit tonloser Stimme und erloschenem Blick. Wie Ben Jonas Heitman den ehemals armen Kohlenbrenner, der für Ruhm und Reichtum sein Herz gegen eines aus Stein beim Holländermichel eingetauscht hat, spielt und singt, beeindruckt.
Das kalte Herz - ein Musikmärchen für Kinder frei nach Wilhelm Hauff vom Wandsbeker Kindermusiktheater St. Stephan und dem Piano-Podium Karlsruhe koproduziert - wurde jetzt im Musentempel uraufgeführt. Kinder des Kindermusiktheaters und junge Preisträger des Piano-Podiums unter der Gesamtleitung von Sontraud Speidel und Christine Grottke spielten und sangen. Und um es vorwegzunehmen: Schade, dass das Kalte Herz nur an zwei Tagen zu sehen und zu hören war. Wilhelm Hauffs Märchen erzählt die Geschichte des armen Kohlenbrenners Munk, der durch Unvermögen ins Elend gerät und schließlich sein Herz für ein steinernes verkauft. Munk, jetzt herzlos, ist reich, doch er fühlt nichts mehr, wird geizig und grausam.
Was zählt wirklich im Leben? Ruhm und Reichtum? Oder ist es nicht vielmehr das fühlende Herz, das ein wirkliches Leben mit Freude, Liebe, Einsicht und Schmerz ausmacht? Gerade den Kindern gelingt es auf anrührende Weise, die Hauff´sche Botschaft zu übermitteln. Reichtum und Nichtstun machen nicht glücklich, bringt es Zina Nevermann, die als Glasmännlein einen ganz eigenen Charme entwickelt, auf den Punkt. Torben Rakelbusch ist ein unheimlicher Holländermichel, Jannika Romanowski als Peters Mutter und Ellen Rakelbusch als seine Frau Lisbeth leiden unter Munks Geiz und Herzlosigkeit. Als Erzählerin führt Christine Grottke durch das Märchen.
Mit 31 stimmigen Musiknummern untermalen Johanna Gläsel (Violine) und Igor Knebel, Marina Müllerperth, Daniel Gläsel, Adel Mohsin, Andreas Tarde und Adrian Brendle (Flügel) das Musikmärchen. Dunkel grollend klingt das Klavier beim ersten Auftritt des Holländermichel, fröhlich-beschwingt die Violine bei der Tanzmusik im Wirtshaus, bedrohlich Piano und Geige beim Zornlied des Glasmännleins, traurig und reuevoll die Violinklänge der Dritten Geistermusik, in welcher Peter begreift, was aus ihm geworden ist. Dem Musikmärchen, das am 12. und 13. April noch mal in Hamburg zu sehen ist, kann man nur möglichst viele Zuschauer wünschen. ue
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